Die „verlorenen“ Videoaufrufe bei YouTube

8. März 2013 | 4 Minuten Lesezeit

Seit geraumer Zeit erhebt „As im Ärmel“ die Kennzahlen der 5 meist-genutzten Netzwerke deutschsprachiger Versicherungen und stellt die Ergebnisse in der Rubrik „Assekuranz 2.0 – aktuelle Zahlen“ frei zur Verfügung. Der Grund für die Erhebung ist zum einen, der kontinuierliche Überblick über die Social-Media-Aktivitäten der Versicherungslandschaft. Zum anderen können auf Basis dieser Zahlen die Entwicklungen innerhalb der Branche erkannt und Erfolgsparameter entwickelt werden.

Neben Facebook, Twitter, Google+ und Xing, gehört selbstverständlich auch YouTube zum Kreis der 5 Netzwerk. Auf der mit Abstand beliebtesten Videoplattform werden neben den Abonnenten und veröffentlichten Videos, auch die Anzahl der Videoaufrufe festgehalten. Und schon sind wir beim Thema.

Die Ausgangssituation

Stellen Sie sich vor, Sie summieren alle erhobenen Videoaufrufe und das Ergebnis am 1. März 2013 liegt mehr als 1,3 Millionen unter dem vom 1. Februar 2013. Was würden Sie denken? Wahrscheinlich wären Sie zuerst einmal selbstkritisch und rechneten sicherheitshalber noch einmal nach.

Aber was machen Sie, wenn sich auch dann nichts an dem Ergebnis ändert? Dann vergleichen Sie alle Versicherungen und suchen die Datensätze mit den Unterschieden. Vielleicht hat sich bei der Datenerhebung irgendwo ein Zahlendreher eingeschlichen. Bei diesem Abgleich stellen Sie fest, dass insgesamt 24 Versicherungen betroffen sind, die zusammen 1.434.192 Videoaufrufe „verloren“ haben. Ein Zufall oder Fehler ist somit auszuschließen. Aber was ist es dann?

Mögliche, aber absurde Erklärung

Sie gehen jetzt analytisch vor und fragen sich, was ist eigentlich ein Videoaufruf? YouTube sagt Ihnen hierzu: „Ein Aufruf bezeichnet den Vorgang, wenn eine Person dein Video ansieht.Damit wir die genaue Anzahl an Aufrufen verfolgen können, identifizieren wir irreguläre Wiedergaben wie Spam und entfernen diese aus der Anzahl der Aufrufe.“

Ihnen ist natürlich bekannt, dass man bei ebay neben Facebook-Fans und Likes auch Videoaufrufe günstig erwerben kann. Aber wenn Sie jetzt glauben, dass irreguläre Videoaufrufe der Grund sind, dann würde es bedeuten, die Allianz hätte über 500.000 davon und bei der ERGO beträfe das 93 % aller Aufrufe.

Tatsächlicher Grund

Diese These erscheint Ihnen zu absurd? Erschien sie uns auch! Also haben wir intensiver recherchiert und letztendlich innerhalb von „Google Gruppen“ die Antwort gefunden. Der tatsächliche Grund für die gesunkenen Videoaufrufe der 24 YouTube-Kanäle, liegt an einer Umstellung der angezeigten Aufrufe.

Denn laut YouTube werden seit dem 21. Februar nur noch die öffentlichen Videoaufrufe automatisch angezeigt. Das bedeute, die Aufrufe von „privaten Videos“ (Eine Funktion bei der bis zu 50 YouTube-Nutzer zu einem Video eingeladen werden können.) und „nicht gelisteten Videos“ (Diese Videos können nur Personen sehen die den direkten Link dazu haben.) wurden standartmäßig entfernt.

Welche Rückschlüsse

Was bedeutet dieses Wissen nun für unsere Datenerhebung? Zum einen müssen wir feststellen, dass die erfassten Videoaufrufe am 1. März das erste Mal eine valide Aussage über über die Beliebtheit der Videos von Versicherungs-YouTube-Kanälen geben.

Zum anderen haben wir mit der Umstellung die Möglichkeit erhalten, hinter die Kulissen der internen Versicherungskommunikation zu sehen. Wenn man die „verlorenen Videoaufrufe“ als das ansieht was sie sind, und zwar als nicht öffentliche Videoinhalte. Dann kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass diese Zahlen aufzeigen wie stark Versicherungen den eigenen YouTube-Kanal in die interne Kommunikation integriert haben.

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Über die tatsächlichen Inhalte können wir natürlich nur spekulieren, aber die Möglichkeiten sind hierbei vielfältig. Von Mitarbeiterschulungen, über Produktschulungen bis hin zu individuellen Prokutvideos für einzelne Kunden können wir uns hierbei vieles vorstellen. Auffällig ist außerdem, dass der YouTube-Kanal der Allianz Deutschland nicht nur allgemein die meisten Videoaufrufe hat (am 1. März waren es 781.206), sondern die Plattform auch am stärksten zur internen Kommunikation nutzt.

Was wir hieraus lernen können?

Web 2.0 bietet nicht nur eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten zur Kundenkommunikation, sondern beeinflusst auch die interne Kommunikation. Dass dies keine Zukunftsversion, sondern in machen Gesellschaften schon gelebter Alltag ist, zeigt uns neben dem erwähnten Kanal der Allianz Deutschland, vor allem auch der YouTube-Kanal der ERGO. Denn über 90 % ihrer Videoaufrufe sind seit der Umstellung verschwunden und waren demzufolge wahrscheinlich interne Videoinhalte.

MarKo Petersohn

Mehr als 20 Jahre Erfahrung im Onlinemarketing und seit 2010 ausschließlich für die Assekuranz aktiv. Ich helfe Gesellschaften und Vermittlern sich zukunftssicher aufzustellen und schule die dazu benötigten Fähigkeiten.

Außerdem bin ich Gründer der Onlinemarketing Gesellschaft für Versicherungsvermittler, verleihe seit 2018 gemeinsam mit der DKM, den Versicherungsforen Leipzig und dem AMC jährlich den OMGV Award für Makler, Agenturen und Maklerunterstützung

Des weiteren bin ich seit 2021 Leiter Neue Medien beim Versicherungsbote und Host im Königsmacher-Podcast.